Peritrauma - Towards a conceptual framework of adolescents’ peritraumatic responses to child maltreatment: A cross-cultural study of adolescents in residential care in Germany and Israel

Kulturübergreifende Studie zu peritraumatischen Reaktionen von Jugendlichen in institutionelle Betreuungseinrichtungen auf Kindesmisshandlung

Hintergrund
Traumatische Kindheitserfahrungen können schwerwiegende Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit haben und die Lebenserwartung erheblich verkürzen. In Deutschland ist Kindesmisshandlung ein weit verbreitetes Problem, und viele Menschen haben in Studien von sexuellem Missbrauch, körperlicher Misshandlung oder Vernachlässigung in ihrer Kindheit berichtet. Dennoch ist wenig darüber bekannt, warum einige Überlebende traumatischer Kindheitserfahrungen später psychische Störungen entwickeln, während andere dies nicht tun.

Bisherige Forschung konzentrierte sich hauptsächlich auf die retrospektive Bewertung dieser traumatischen Ereignisse in der Kindheit.

Um den komplexen Zusammenhang zwischen Trauma und seinen potenziellen Folgen besser zu verstehen, müssen jedoch weitere Aspekte berücksichtigt werden. Dazu gehören der Zeitpunkt des Traumas, biologische Reaktionen des Körpers und die Reaktionen der Betroffenen während des Traumas selbst.

Ziel der Studie
Das vorgeschlagene Forschungsprojekt zielt darauf ab, neue Erkenntnisse über die unterschiedlichen Reaktionen von Jugendlichen auf traumatische Ereignisse im Zusammenhang mit Kindesmisshandlung zu gewinnen. In einer Gruppe von Jugendlichen, die in institutionelle Betreuungseinrichtungen untergebracht sind, sollen die Auswirkungen des Zeitpunkts und des Typs des Traumas, verschiedene peritraumatische Reaktionen und die damit verbundenen biologischen Reaktionen auf Kindesmisshandlung untersucht werden. Diese Forschung wird in zwei verschiedenen Ländern, Deutschland und Israel, durchgeführt, um die Auswirkungen der sozialen Struktur auf peritraumatische Reaktionen und deren Konsequenzen zusätzlich zu bewerten.

- Entwicklung und Validierung eines neuen Modells für peritraumatische Reaktionen bei Jugendlichen, die aufgrund von Kindesmisshandlung in institutionelle Betreuungseinrichtungen gebracht wurden.
- Untersuchung von "Top-Down"-Prozessen, also kognitiven und emotionalen Verarbeitungsmechanismen, die peritraumatische Reaktionen bei Kindesmisshandlung beeinflussen können.
- Berücksichtigung von Merkmalen der Jugendlichen (wie Alter und Geschlecht), Merkmalen der Kindesmisshandlung (wie Täteridentität, Art, Zeitpunkt und Dauer) und länderspezifischen Besonderheiten (in Deutschland und Israel).
- Untersuchung der Zusammenhänge zwischen peritraumatischen Reaktionen und langfristiger psychischer Gesundheit (z. B. komplexe posttraumatische Belastungsstörung, Depression, Angst und Dissoziation) sowie stressbezogenen biologischen Markern (z. B. Hormon- und Entzündungsmarkern).
- Integration der Ergebnisse aus diesen drei Bereichen, um Traumata in einem ganzheitlichen Ansatz zu bewerten und besser zu verstehen.

Die Ergebnisse dieses Forschungsprojekts können dazu beitragen, theoretische und klinische Rahmenbedingungen zu entwickeln, die nicht nur die Studien zur Kindesmisshandlung, sondern auch die Traumaforschung insgesamt voranbringen, sowie die Versorgung Betroffener und die Kinderschutzdienste zu optimieren.

Projektverantwortliche(r):
Teilstudie Deutschland: Prof. Dr. Andreas Jud, Prof. Dr. Vera Clemens
Teilstudie Israel: Prof. Dr. Noga Tsur, Prof. Dr. Carmit Katz

Projektmitarbeitende:
Teilstudie Deutschland: Marion Jarczok

Projektlaufzeit:
09/2023 – 08/2026

Förderer:
DFG